Schöne und gesunde Zähne sind nicht nur ein attraktiver Anblick, sie sind auch wichtig für einen fitten und einwandfrei funktionierenden Organismus. So können Entzündungen im Kieferbereich langfristig zu Herzentzündungen führen oder Fehlstellungen der Zähne beispielsweise schmerzhafte Beschwerden in der Wirbelsäule hervorrufen beziehungsweise Migräne auslösen.
Weniger bekannt ist, dass Zahnprobleme immer wieder auch auf die Ohren schlagen. Die Diagnose lautet dann: Tinnitus – mit den typischen quälenden Klingelgeräuschen im Gehörgang. Obwohl diese Missklänge aus dem Ohreninneren in vielen Fällen stressbedingt entstehen, spielt der Kieferbereich bei der Entwicklung dieser nervigen Pfeiftöne ebenfalls eine entscheidende Rolle. Denn im Körper sind alle Systeme eng miteinander vernetzt. Und gerade das Mittelohr liegt in direkter Nachbarschaft – nur durch eine dünne Knochenlamelle getrennt – zum Kiefergelenk.
Insofern ist die Aufhängung des Kauapparates in besonders vielfältiger Weise durch Muskelfasern, Bänder, Blutgefäße und Nervenstränge mit dem Mittelohr-Komplex verbunden.
Führen nun zum Beispiel eine schlecht sitzende Zahnprothese, fehlender Zahnersatz, Zahnlücken der beeinträchtigte Zähne zu einer Fehlstellung zwischen Unter- und Oberkiefer, geraten in dieser Zone verlaufende Blutgefäße und Nerven ziemlich unter Druck. Die mögliche Folge dieser, Gewebe-Irritation“ ist dann ein Tinnitus.
Verursacht werden kann das Problem aber genauso durch nächtliches Zähneknirschen. Die überanspruchten Kiefergelenke samt der Muskulatur leiten dann die Belastung an die Ohren weiter. Die feinen, sensorischen Haarzellen im Hörorgan ähnlich stark geschädigt werden wie durch einen Hörsturz oder dauerhafte, starke Beschallung.
Genauso kommt es immer wieder vor, dass fehlerhafte Zahnbehandlungen zum Initialzünder für die unerwünschten und lästigen Geräuscheindrücke werden. So können sich im Kiefer zum Beispiel durch nicht korrekt eingesetzte Titan-Implantate, Wurzelbehandlungen und Amalgam-Füllungen toxische Substanzen anreichern, die gleichzeitig die Stoffwechsel- und Innenohr-Funktionen erheblich einschränken.
Um den Tinnitus nachhaltig auf den Grund gehen zu können, ist deshalb ein ganzheitlicher Blick, der die Wechselwirkung von Zähnen und Organismus genau beleuchtet, notwendig. Erster Ansprechpartner sollte zunächst der Hals-Nasen-Ohr-Arzt sein, um eine Erkrankung des Hörvermögens selbst auszuschließen. Ein Orthopäde kann dann feststellen, ob etwa eine funktionale Störung der Halswirbelsäule für den Tinnitus verantwortlich ist. Und schließlich braucht es – wenn andere Befunde ausgeschlossen werden konnten – die Untersuchung eines auf Funktionsdiagnostik und Funktionstherapie spezialisierten Zahnarztes.
Hier muss herausgefunden werden, ob eventuell ein Fehlbiss besteht, ob frühere Zahnbehandlungen im zeitlichen Zusammenhang mit den Ohrgeräuschen stehen oder ob chronisches Zähneknirschen negativen Einfluss auf die gesamte Kiefer-Ohr-Zone hat.
Eine verbreitete zahnmedizinische Hilfe ist in solchen Fällen eine spezielle Kiefer-Aufbiss-Schiene aus Kunststoff. Über mehrere Wochen getragen soll sie die Gelenke am Ohr entlasten und die Bissführung regulieren und korrigieren. Außerdem empfehlen Tinnitus-Experten zusätzliche Anwendungen wie Physiotherapie, Akupunktur oder Entspannungstechniken. Denn sowohl beim Kauapparat als auch beim Gehör gilt Stress als erheblicher Verstärkungsfaktor des Krankheitsbildes.
Quelle: Lebenslust Magazin 2017