Auslöser des Denguefiebers ist das Dengue-Virus. Es wird durch bestimmte Mücken übertragen. Typische Krankheits-Symptome sind starke Muskel- und Knochenschmerzen sowie mehrtägiges Fieber
Was ist das Dengue-Fieber?
Das Dengue-Fieber ist eine Virus-Erkrankung, die durch bestimmte Mückenarten, den sogenannten Tiger-Mücken (Aedes, Synonym: Stegomyia), übertragen wird. Das Dengue-Fieber gilt mit mehr als 100 Millionen Fällen weltweit als die häufigste, durch Moskitos übertragenene Viruserkrankung und zählt zu den häufig importierten viralen Infektionen auch bei deutschen Reiserückkehrern.
Dengue-Viren (Familie: Flaviviren) lassen sich in vier verschiedene Untergruppen (Serotypen) einteilen. Diese werden als DENV-1 bis DENV-4 bezeichnet. Die Infektion mit einem der vier Typen hinterlässt zwar eine Immunität gegen den entsprechenden Serotyp, sowie vermutlich kurzzeitig gegen die restlichen drei. Langfristig scheint dies allerdings nicht vor weiteren Infektionen mit den anderen Serotypen zu schützen, sondern könnte sogar eine schwerere Verlaufsform begünstigen, da einige Daten darauf hinweisen, dass schwerere Verläufe häufiger bei erneuten Infektionen mit einem der anderen Serotypen auftreten. Die deutsche Gesellschaft für Tropenemdizin (DTG) rät nicht dazu nach einer durchgemachten Infektion auf weitere Reisen in Risikogebiete zu verzichten.
Denguefieber: Ausbreitung durch Reisen und Globalisierung
Beschreibungen, die auf Denguefieber schließen lassen, sind bis ins Jahr 1635 in Panama zurückverfolgbar. Andere Quellen sehen erste denguetypische Symptome schon in Aufzeichnungen aus der chinesischen Jin-Dynastie um 300 nach Christus.
Eine Identifizierung und Unterscheidung der vier verschiedenen Dengue-Virustypen gelang erst Mitte des 20. Jahrhunderts. In diesem Zeitrahmen wurde auch der Zusammenhang zwischen dem Denguevirus und einer Erkrankung mit starker Blutungsneigung und häufig tödlichen Folgen hergestellt – dem hämorrhagischen Denguefieber oder Dengue-Schock-Syndrom.
Im Rahmen der weltweiten militärischen Truppenbewegungen, der fortschreitenden Urbanisierung, Globalisierung und der zunehmenden individuellen Mobilität breiteten sich die unterschiedlichen Denguetypen im 20. Jahrhundert global in allen Regionen mit vorhandenen Überträgermöglichkeiten aus. Im Rahmen einer Pandemie im Jahre 1998 erkrankten über eine Million Menschen weltweit. Ein weiteres Ausbreiten der Krankheit ließ sich bisher nicht verhindern und sie ist inzwischen in so gut wie jedem Land zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis endemisch.
Eine Krankheit – viele Namen
Denguefieber ist bei der Bevölkerung der einzelnen Verbreitungsgebiete unter verschiedenen Namen bekannt: etwa „Break-Bone-Fever“ (Knochenbrecherkrankheit), „Knockelkoorts“ (Knochenfieber) oder „Drei-, Fünf- oder Siebentagefieber“. Alle beziehen sich treffend auf die Symptome mit stärksten Schmerzen.
Die ursprüngliche Herkunft des Namen „Dengue“ ist umstritten. Früher wurde die Erkrankung häufig als „Dandy-Fever“ bezeichnet, was auf eine schmerzbedingte, auffällige Veränderung der Körperhaltung und Gangart, ähnlich der steifen Gangart der englischen Dandys, zurückzuführen ist. Im Spanischen bedeutet „hacer dengue“ so viel wie „sich zieren“. Das könnte auf einen sich vor Schmerzen zierenden Erkrankten hinweisen. Eine andere mögliche Erklärung für die Namensgebung: Dengue als Abwandlung des afrikanischen Kisuaheli-Wortes „Dinga“ – der Bezeichnung für einen krampfartigen Anfall, ausgelöst durch einen bösen Geist.
Verbreitung: Wo und wie häufig gibt es Denguefieber?
Denguefieber gilt als die häufigste durch Stechmücken übertragene virale Erkrankung. Sie kommt vor allem in Südostasien, Teilen von Asien (Indien, Pakistan, Afghanistan), Süd- und Mittelamerika, Afrika und Australien vor, also vor allem in tropischen und subtropischen Regionen. In Sri Lanka, Vietnam und Thailand fand sich ein deutlicher Anstieg der Dengue-Infektionen im Jahr 2017.
Seit 2007 gilt das Dengue-Fieber auf der portugisischen Atlantikinsel Madeira als endemisch, über eintausend Personen erkrankten dort im Jahre 2012. Auch entlang des Schwarzen Meeres in Russland und Georgien sowie in Regionen um das rote Meer in Ägypten siedelt sich die Mücke zunehmend an.
Die Mücken brauchen gewisse Mindesttemperaturen. Begrenzt wird ihre Verbreitung daher durch klimatische Faktoren – im Norden durch die sogenannte 10°C Januar Isotherme und im Süden durch die 10°C Juli Isotherme. Durch die globale Erwärmung muss mit einem vermehrten Auftreten der Erkrankung in bisher nicht betroffenen Gebieten wie den meisten Teilen Europas gerechnet werden. Meldungen berichten über die Ankunft der Aedes-aegypti-Mücke auf den Kanarischen Inseln im Dezember 2017 und es wird befürchtet, dass sich die Mücke auch vermehrt auf Kontinentaleuropa ausbreiten kann.
Ursachen: Wie wird Denguefieber übertragen?
Das Virus wird fast ausschließlich durch einen Überträger (Vektor) verbreitet. Hierbei handelt es sich um verschiedene Mückenarten. Am weitesten verbreitet ist hier die Gelbfieber-Mücke (Stegomyia aegypti), auch ägyptische Tigermücke genannt (siehe Abbildung). In manchen Regionen spielen auch die asiatische Tigermücke (Stegomyia albopictus) oder die polynesische Tigermücke (Stegomyia polynesiensis) eine wichtige Rolle.
Vor allem die asiatische Tigermücke hat ihren Wirkraum in den letzten Jahren auf Europa ausgedehnt. Bei mehreren anderen Mückenarten konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass sie für eine mögliche Übertragung des Virus geeignet wären.
Die Mücken kommen vor allem in der Umgebung menschlicher Besiedlung vor. So verbreiten sie das Dengue-Virus besonders im städtischen Raum. Sie legen ihre äußerst widerstandsfähigen Eier nahe kleiner Wasseransammlungen ab – finden zum Beispiel in Eimern, Flaschen, alten Autoreifen oder Regentonnen ideale Brutplätze. Infizierte Weibchen können den Erreger direkt an ihre Nachkommen weitergeben.
Die Übertragung des Dengue-Virus erfolgt beim Stich weiblicher infizierter Mücken. Nicht infizierte Mücken können sich beim Blutsaugen an einem infizierten Menschen „anstecken“.
Meist stechen die Mücken tagsüber, bevorzugt in den Morgen- und Abendstunden und oft mehrmals. Männliche Mücken können das Virus nicht übertragen, da sie kein Blut saugen.
Symptome des Dengue-Fiebers
Man unterscheidet zwischen dem klassischen Verlauf des Denguefiebers und demhämorrhagischen Denguefieber/Dengue-Schock-Syndrom. Die Inkubationszeit dauert zwischen drei und vierzehn Tagen, durchschnittlich beträgt sie zwischen vier und sieben Tage.
Klassischer Verlauf: Im klassischen Fall tritt innerhalb weniger Tage nach der Infektion schlagartig hohes Fieber bis 40°C auf. Typisch sind stärkste Muskel-, Gelenkschmerzen und Knochenschmerzen, häufig auch Kopfschmerzen oder ein Druckschmerz hinter dem Auge. Gelengentlich kann der Betroffene aufgrund der Schmerzen nicht mehr gehen oder stehen.
Begleitend können allgemeine Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Verstopfung oder Durchfälle, Husten und Lymphknotenschwellung auftreten. Es besteht ein schweres Krankheitsgefühl. Eine rötliche Färbung der gesamten Haut (Erythem) ist zu Beginn häufig zu beobachten.
In vielen Fällen sinkt das Fieber nach zwei bis drei Tagen kurzzeitig ab, um dann erneut anzusteigen. Wenige Tage nach Krankheitsbeginn zeigt sich bei vielen Erkrankten ein kleinfleckiger rötlicher Ausschlag mit ausgeprägtem Juckreiz, der sich von alleine zurückbildet. Gelegentlich kann es zu Nasen- oder Zahnfleischblutungen kommen.
Üblicherweise klingen alle Symptome im Verlauf einer Woche ohne Folgeschäden ab. Es kann jedoch zu einer noch Wochen andauernden Schwäche mit Erschöpfungsgefühl kommen.
Hämorrhagisches Denguefieber / Dengue-Schock-Syndrom: Vor allem bei Kindern kommt dieser schwere Verlauf vor. Er macht insgesamt etwa ein bis fünf Prozent aller Fälle aus. Die Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen können hier fehlen. Nach wenigen Tagen kommt es zu einer plötzlichen Verschlechterung mit Blutungen, insbesondere im Hautbereich, und starkem Abfall der Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten). Durch Blutungen im Magen-Darm-Bereich kann es zu Bluterbrechen und blutigem Stuhlgang kommen. Häufig sind Nasen- und Zahnfleischbluten. In den meisten Fällen normalisiert sich die Blutgerinnung nach wenigen Tagen wieder.
Theoretisch sind Blutungen in allen Organen des Körpers möglich (zum Beispiel in Lunge oder Gehirn). Bei den schweren Verlaufsformen kommt es zu einer erhöhte Durchlässigkeit der Gefäßwände für Flüssigkeiten (capillary leak). Dieses Leck der Kapillarwände führt zu einem großen Flüssigkeitsverlust von den Gefäßen in den Körperraum, so dass es zu einem Volumenmangel innerhalb der Gefäße kommt. Ohne Therapie droht ein lebensgefährlicher Schock mit Kreislaufversagen.
Die WHO unterscheidet inzwischen nicht mehr vorwiegend zwischen dem klassischen Verlauf und dem Dengue hemorrhagic fever mit verschiedenen Schweregraden, sondern zwischen Denguefieber, Denguefieber mit Warnsymptomen (die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf darstellen) sowie schwerem Dengue Fieber (mit schwerem Flüssigkeitsverlust, schweren Blutungen oder schweren Organschäden).
Während eine Erstinfektion häufiger eher harmlos und grippeähnlich verläuft, kann es bei einer zweiten oder dritten Infektion vermehrt zu einem schweren hämorrhagischen Dengue-Fieber mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 30 Prozent kommen, wobei besonders Kleinkinder gefährdet sind. Diese schweren Verläufe werden auf infektionsverstärkende Antikörper zurückgeführt.
Diagnose: Wie stellt der Arzt Denguefieber fest?
Die typischen Symptome weisen auf die Erkrankung hin. Mit Blutuntersuchungen lässt sich die Diagnose bestätigen. Schnelltests (Enzyme-linked Immunosorbent Assay, NS1-Antigen-Nachweis) bieten ab dem ersten Tag der Infektion eine gute, einfache Diagnosemöglichkeit. Das Ergebnis bietet jedoch keine vollständige Sicherheit. Des Weiteren bilden sich im Laufe der Erkrankung Antikörper im Blut des Patienten, welche über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben können und somit auch eine stattgehabte Infektion nachweisen können. Die Antikörperdiagnostik ist im Normalfall ausreichend und eine Bestimmung des Serotyps nicht notwendig. Ab dem fünften Krankheitstag lässt sich das Dengue-Virus anhand seines Erbgutes innerhalb eines Tages direkt nachweisen (PCR). Mit diesem PCR-Verfahren können auch einzelne Serotypen unterschieden werden.
Im Blutbild kann die Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten), die für eine funktionierende Blutgerinnung notwendig sind, stark abfallen.
Klinisch lässt sich der sogenannte Tourniquet-Test einsetzen, bei dem eine Blutdruckmanschette am Arm zwischen systolischem und diastolischem Blutdruckwert aufgepumpt wird und anschließend nachgesehen wird, ob sich am Unterarm kleine Einblutungen ergeben haben.
Die Diagnose muss nach dem deutschen Infektionsschutzgesetz (IfSG) an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden.
Therapie: Wie kann man Denguefieber behandeln?
Eine ursächliche Therapie steht aktuell nicht zur Verfügung. Der Arzt empfiehlt eventuell bestimmte schmerz- und fiebersenkende Medikamente. Wirkstoffe, die sich auf die Blutgerinnung auswirken – wie Acetylsalicylsäure – sollten aber strikt gemieden werden.
Verläuft die Krankheit schwerer, muss eine rasche Krankenhauseinweisung erfolgen. Die Ärzte geben Flüssigkeit als Infusion über die Vene, um einen Schockzustand zu verhindern. In manchen Fällen ist die Gabe von Blutkonserven oder eine intensivmedizinische Betreuung notwendig.
Vorbeugen: Wie kann man sich vor Denguefieber schützen?
Für Reisende ist die einzige Möglichkeit zur Vorbeugung ein guter Mückenschutz. Zu beachten ist hier, dass die übertragenden Mücken auch tagaktiv sind. Grundsätzlich sollte die Kleidung die Haut möglichst weitgehend bedecken. Sinnvoll ist die Anwendung von Abwehrstoffen (Repellents). Zur Auswahl geeigneter Produkte sollten Sie sich am besten beim Arzt oder Apotheker informieren. Zusätzlich kann die Kleidung mit Insektiziden imprägniert werden. Das Bett sollte man am besten mit einem Moskitonetz schützen, Insektizid-imprägnierte Netze sind von Vorteil. Auch eine Klimaanlage kann helfen, denn Mücken meiden klimatisierte Räume.
Ein wirksamer Impfstoff gegen die Erkrankung steht aktuell in Deutschland nicht zur Verfügung.
Nach aktuellen Daten scheinen seltene, schwere Verläufe bei europäischen Reisenden in ähnlicher Häufigkeit bei Erst- und Zweitinfektionen aufzutreten. Die deutsche tropenmedizinische Gesellschaft (DTG) hält es daher für nicht gerechtfertigt, Reisenden von weiteren Aufenthalten in Verbreitungsgebieten abzuraten, wenn sie bereits ein Denguefieber durchgemacht haben.
Quelle: Apotheken Umschau 12.04.2018